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Fukushima +

Die Brennstäbe sind umgelagert!

Gestern kam eine etwas erfreuliche Meldung aus Japan, dass Tepco 1533 Brennstäbe aus dem unstabilen Abklingbecken des vierten Blocks von Fukushima-Daiichi in einen anderen Becken auf dem Gelände ohne Zwischenfälle umgelagert hat. Als diese Arbeit vor einem Jahr begann, befürchtete man, diese Umlagerung könnte, wenn dies einmal schief liefe, das ganze Japan bzw. die Nordhalbkugel durch Radioaktivität massiv verseuchen. Insofern ist es eine kleine Erleichterung!
Jedoch sind wesentliche Probleme wie kontaminiertes Grundwasser oder Rückbau der Atommeiler überhaupt gelöst. Außerdem bekommen evakuierte Bevölkerung, immer noch über 120 000 Menschen, zunehmend Probleme, denn die Regierung erklärt nach der Dekontamination verstrahlter Gebiete immer mehr Ortschaften für bewohnbar, aber viele Evakuierte trauen der Erklärung nicht und kehren nicht zurück. Dann erhalten sie nach einem Jahr kein Entschädigungsgeld mehr.

21.12.2014 Hiroomi Fukuzawa

 

Das Protestzeltlager vor dem METI (Ministerium der Wirtschaft, Industrie und Handel)

Seit drei Jahren verharren zahlreiche Japanerinnen und Japaner für den Ausstieg aus der Atomenergie in den Zelten vor dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie in Tokyo. Neben TEPCO ist das METI die treibende Kraft der Atomenergie Japans gewesen. Am 27.10. 2011 kamen etwa 100 Frauen aus Fukushima zum METI, um ihre Forderung nach dem sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft zu stellen. Sie blieben drei Tage dort. Dann kamen mehr Frauen, um sich mit ihnen zu solidarisieren. sie bauten anschließend drei Zelte vor dem METI und führen ihren Protestaktionen gegen die Regierung, die Atomenergie und TEPCO. Inzwischen sind auch einige Männer dabei.

Sie schlafen in den Zelten, verteilen Flugblätter, führen Gespräche mit Passanten, Tag und Nacht. Der Zeltplatz ist ein wichtiger Treffpunkt der Menschen aus ganzem Japan, die gegen die Politik der Regierung und TEPCO kämpfen und sich mit den Betroffenen der Fukushima-Havarie solidarisieren, geworden. Sie wollen weiter in den Zelten so lange bleiben, bis alle Atomkraftwerke in Japan stillgelegt werden.

Am 29. 3. 2013 klagte die Regierung beim Landgericht Tokyo gegen zwei Anführer der Gruppe auf die Räumung der Zelte und des Grundstücks und einen Schadenersatz von 10 Millionen Yen an. Mit den beiden solidarisieren sich viele Leute und Prominente wie Setouchi Jakuchô, Kamata Satoshi, Katoô Tokiko, Ochiai Keiko, Hirose Takashi usw. Und 146 Rechtsanwälte arbeiten mit den beiden Angeklagten zusammen. Jedoch schoss der Richter Murakami Masatoshi am 3.12. das Verfahren plötzlich ab, obwohl der nächste Termin bereits für den 25.2. gestanden war.

http://tentohiroba-saiban.info/

Sie können an Frau Terasaki Akiko, eine Mitstreiterin des Zeltplatzes,, die früher an der FU-Berlin studierte und beim DAAD Tokyo arbeitete, eine Solidaritätsmail schicken. Frau Terasaki bat uns, Sayonara Nukes Berlin, darum.

tersaki akiko <akiko.terasaki@gmail.com>

Als ich die Zelte besuchte und mit den Protestierenden sprach, dachte ich, solche Protestform wäre in Deutschland kaum möglich, „Hausfriedensbruch“, dann weggetragen, auch noch mitten in Tokyo auf dem Grundstuck des METIs drei Jahre lang. Vielleicht haben sie doch ein schlechtes Gewissen. Jetzt weiß ich, dass Ich doch naive war.

20.12.2014

Hiroomi Fukuzawa

 

Japan hat weit aufgeholt.

Noch eine etwas erfreuliche Nachricht kurz vor dem Jahresabschluss. Das seit Juli 2012 in Japan eingeführte FiT(Feed in Tarif)-System zeigt doch eine große Wirkung. Die Japaner investierten 2013 in die erneuerbare Energie fast dreimal so viel wie Deutschland, wie die Graphik unten zeigt. Man las im Juni Meldungen, dass die Anträge auf die Zulassung der Kraftwerke mit erneuerbaren Energien über 60 000 000 kW/h beliefen. Es entspricht der Kapazität von etwa 60 AKW. Man freute sich über die steigende Tendenz der eE.

Jedoch müssen Leute oder Firmen, die Kraftwerke mit erneuerbaren Energien in Japan bauen, im Vergleich zu Deutschland schwere Hürden überwinden.

1) der Strom mit eE hat keine Netzpriorität.

Im September aber stoppte Kyûshû denryoku (electric company) die Zulassung der Anträge mit der Begründung der Überproduktion des Stroms durch Solaranlage. Kansai denryoku, Tôhoku denryoku und andere, aber Tepco nicht, folgten es schnell.

Das erscheint auf den ersten Blick verständlich, wenn man bedenkt, dass Kyûshû denryoku insgesamt die Netzkapazität von 160 000 000 kW/h besitzt und die zugelassenen Anträge für den Solarstrom 160 800 000 kW/h belaufen waren. Man weiß aber, dass die Verwirklichungsrate beantragten Projekte bis jetzt unter 10% liegt. Eigentlich hätte die Firma ruhig Anträge zulassen können. Aber der Strom mit eE wird in der Lücke des Netzes, das diese Monopolfirmen besitzen, als letzter eingespeist. Deshalb entstehen schnell Engpässe, wenn die Sonne kräftig scheint, so begründete die Firma.

In Deutschland gibt es Netzpriorität für eE-Strom, und das Netz gehört zu Netzgesellschaften. Das wird die wiederum von der neutralen Netzagentur kontrolliert.

2) Wenn man ein Kraftwerk mit eE bauen will, muss man das Verbindungsnetz und den Transformator zwischen dem Kraftwerk und dem Netz selbst verlegen. Dadurch werden eE-Kraftwerke sehr teuer.

Trotzdem wächst die erneuerbare Energie rasant in Japan.

15. 12. 2014

Hiroomi Fukuzawa

 

 

Und was machen wir jetzt weiter?

In den letzten drei Jahren besuchten wir, Mitglieder von Kizuna in Berlin e.V., fünfmal die, hauptsächlich in der Iwate-Präfektur gelegene Katastrophenregion zum freiwilligen Einsatz. Beim letzten Besuch im April 2014 hatten wir den Eindruck, dass Aufgaben, die wir bewältigen können, kaum noch vorhanden sind.  Das ist im Grunde ein gutes Zeichen dafür, dass der Wiederaufbau fortgeschritten ist. Wir wollen den Wiederaufbau jedoch weiter unterstützen. Das Tsubasa (Flügel)-Projekt, das im letzten Jahr erstmalig stattfand, wollen wir fortsetzen und weitere Schüler aus der Region nach Deutschland einladen.

Jedoch bestehen die Probleme um Fukushima nach wie vor. Denn die AKWs von Fukushima-Daiichi sind – entgegen den Meldungen der Regierung – keineswegs „unter Kontrolle“. Etwa 150 000 Menschen leben weiterhin unter provisorischen Bedingungen. Zwar führt die Regierung in Teilen der Fukushima-Präfektur die Dekontaminationsarbeiten durch und verkündet, die Teilregion sei wieder bewohnbar, aber die radioaktive Strahlungsbelastung ist dort höher als 1 mSv/y. Oft können Kinder deshalb draußen gar nicht spielen.

Aufgrund der satten Mehrheitsverhältnisse der Regierungsparteien in den beiden Häusern des Parlaments sehen wir zur Zeit kaum Chancen, die Politik der Regierung Shinzô Abe zu stoppen, die die Atomenergie für unverzichtbar erklärt hat und die Wiederinbetriebnahme der AKW forciert,.  Wir kämpfen gegen diese Politik und gleichzeitig wollen vor Ort mit unseren Partnern wie „NPO Tôno Magokoro Net“ konkret folgende Projekte verfolgen.

1)    Gründung eines Netzwerks für Bürgerinitiativen für den Bau lokaler Kraftwerke mit erneuerbaren Energien, damit die Kommunen von den großen Stromlieferanten, die AKWs betreiben, unabhängig werden und selbst Strom erzeugen können. Und wir möchten dabei das Know-How der deutschen Alternativenergie  und die Erfahrungen ihrer Bewegung nach Japan transferieren.

2)   Gründung eines Netzwerkes, welches zwei Gruppierungen erfassen und miteinander vermitteln soll: a) Umsiedlungswillige aus der Fukushima-Region; b) von Strahlung nicht belastete Orte in anderen Teilen Japans, die unter Bevölkerungsschwund leiden.

3)   Einladung von Kindern aus der Region zu Kur, damit sie ein paar Wochen in gesunder Umgebung mit gesunder Ernährung verbringen können.

15. 8. 2014

Dr. Hiroomi Fukuzawa

(Kizuna in Berlin e.V.)

 

Die Reaktorunfälle von Fukushima und Tschernobyl – Ein Vergleich der Bodenbelastung durch den radioaktiven Fallout, Dr. Frank Brose, Berlin  PDF, 860 kb

 

Fukushima Strahlenbelastung

Fukushima Strahlenbelastung